Ein Studium kann junge Menschen vor besondere Herausforderungen stellen, wodurch nicht selten psychische Beanspruchungen hervorgerufen werden. Die Betriebskrankenkassen in Ostwestfalen-Lippe (OWL) arbeiten eng zusammen, um gegenzusteuern: Mit ihrem Präventionsprojekt „Mental First Aid“ machen sie Studierende und Hochschulmitarbeitende fit, mentale Belastungen oder psychische Auffälligkeiten bei Studierenden zu erkennen und Hilfe anzubieten. Seit Februar 2023 stehen an der Hochschule Bielefeld (HSBI) erstmals mentale Ersthelferinnen und Ersthelfer bereit.
„Die Belastungen, denen Studierende ausgesetzt sind, umfassen unter anderem Prüfungsstress, Zukunftsangst oder die Doppelbelastung durch Studium und Arbeit. Auch die Trennung von Freunden und Familie kann bedrückend sein. Nicht selten entwickelt sich eine psychische Erschöpfung, die langfristig zu seelischen Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen führen kann“, erläutert Christina Fischer, Federführung der Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung der Betriebskrankenkassen in OWL. „Mit ‚Mental First Aid‘ möchten wir die Studierenden frühzeitig unterstützen und zur Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen beitragen.“ Zu den beteiligten Betriebskrankenkassen in OWL zählen die Bertelsmann BKK, die BKK Diakonie, die BKK_DürkoppAdler, die BKK Gildemeister Seidensticker, die Heimat Krankenkasse, die bkk melitta hmr und die BKK Miele.
Erkennen, ansprechen – und professionelle Hilfe vermitteln
Das Präventionsprojekt „Mental First Aid“ startete im September 2022 an der HSBI. Im Rahmen dieser Zusammenarbeit wurden rund 100 mentale Ersthelfende durch qualifizierte Psychologinnen und Gesundheitswissenschaftlerinnen in Workshops ausgebildet. Die Ausbildung zielt darauf ab, Warnsignale für psychische Belastungen bei anderen zu erkennen, vertrauensvolle Unterstützung anzubieten und bei Bedarf den Weg zu professioneller Hilfe zu weisen. Die Resonanz unter den Studierenden und Beschäftigten war groß – für die Workshops gab es jeweils mehr Anmeldungen als Plätze.
„Ich würde den Kurs jedem empfehlen und finde die Auseinandersetzung mit diesen Themen in jungen Jahren absolut notwendig und hilfreich. Damit lässt sich viel Leid verhindern“, berichtet Teilnehmerin Sabrina Kock, die im 2. Semester „Gesundheit“ an der HSBI studiert. „Ich konnte bereits einige Inhalte beruflich wie privat erfolgreich umsetzen. Vor allem die Gesprächsführung hat mir enorm geholfen, eine gewisse Distanz zu wahren, aber trotzdem empathisch zu sein. Ich habe zudem gelernt, dass sich nicht jeder helfen lassen will und ich dies akzeptieren muss.“
Mit dem Angebot „Mental First Aid“ engagieren sich die sieben Betriebskrankenkassen im Rahmen des Präventionsgesetzes für gesundheitsförderliche Strukturen in verschiedenen Settings in der Region OWL. Bereits von 2019 bis 2021 wurde das Präventionsprojekt erfolgreich an der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe umgesetzt. Weitere Kurse finden aktuell auch an der Bielefelder Fachhochschule des Mittelstandes sowie an der Universität Paderborn statt.
Bildunterschrift (von links nach rechts): Carmen Simella (Verantwortliche Projektkoordinatorin der HSBI), Christina Fischer (BKK_DürkoppAdler), Judith Finke (Bertelsmann BKK), Prof. Dr. Michaela Hoke (Vizepräsidentin HSBI für Studium und Lehre), Sabrina Kock (Studentin und MFA-Helferin)
Weitere Informationen finden Sie hier:
Mental First Aid an der Hochschule Bielefeld
Mental First Aid an der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe